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CTH 390

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Citatio: F. Fuscagni (ed.), hethiter.net/: CTH 390 (TRde 20.03.2017)

1 -- Folgendermaßen (spricht) Ayatarša, die Dienerin der Nawila.
2 -- Wenn ein Kind krank (ist)
3 -- oder ihm seine Eingeweide zerfressen (sind),
4 -- beopfere ich den Sonnengott1 der Krankheit folgendermaßen.
5 -- Am ersten Tag opfere ich dem Sonnengott der Krankheit ein Schaf
6 -- (und) spreche folgendermaßen:
7 -- 'Oh Sonnengott der Krankheit, hiermit habe ich dir ein Opfer gegeben2.
8 -- Das Kind, das ich beschwöre,
9 -- ich spreche seinen Namen (mit diesen Worten) aus:
10 -- „Oh Sonnengott der Krankheit, beseitige die Krankheit von diesem Kind“.'
11 -- (Danach) zerteilt man ein Schaf,
12 -- nimmt das rohe Opferfleisch
13 -- (und) legt das Fell des Schafes, die Brust (und) die Schulter vor die Gottheit .
14 -- Danach aber kocht man die Leber mit offener Flamme.
15 -- Er/Sie bricht ein dickes Brot für den Sonnengott der Krankheit
16 -- (und) schneidet die Leber darauf.
17 -- Er/Sie stellt (all)es auf das rohe Fleisch3
18 -- (und) libiert mit einem KUKUB-Gefäß vor der Gottheit.
19 -- Ich spreche folgendermaßen:
20 -- 'Oh Sonnengott der Krankheit, du sollst essen (und) trinken.
21 -- Von jenem Kind beseitige die Krankheit.'
22 -- Das Opferfleisch liegt vor der Gottheit.
23 -- Am Morgen aber nehme ich es
24 -- (und) man isst es ganz.
25 -- Wenn am zweiten Tag der Morgen graut,
26 -- (sind) alle Gartenpflanzen (da): weißer Kümmel, schwarzer Kümmel, Samen von ankiš-4, Asant5, Krokus, Lattich, Königskerze6, Hülsenfrüchte.
27 -- (Es gibt) auch ippiyanza-7, šana(-)kukkulla-, mulili-, Koriander(?)8, šeḫunza-, iššarāšila-9, ariešan(da)-, tuntuli-, šadayan, reinen ḫiḫindu-10, laparša-, qakku-.
28 -- Man entnimmt Hefe (und) Bierwürze von (einem Behälter mit) Bier.
29 -- Er/Sie zermahlt aber alle Gartenpflanzen;
30 -- darauf schüttet er/sie die Hefe (und) die aus dem Bier gewonnene Bierwürze
31 -- mischt (all)es zusammen
32 -- (und) träufelt ein wenig Entsühnungswasser darüber.
33 -- (Zuerst) wasche ich dem Kind seinen Mund.
34 -- Danach schütte ich ihm (die obengenannte Mischung) in seinen Mund
35 -- (und) er schluckt sie.
36 -- Auch auf seinen Kopf schüttet er/sie (sie) ihm
37 -- (und) auf alle seine Gliedmaßen schüttet er/sie (sie) ihm.
38 -- Er/Sie schüttet ihm (die Mischung) in seinen After.
39 -- Es (= das Kind) wäscht sich
40 -- (und) reibt sich aber mit Seifenkraut ab.
41 -- Mit welchem Wasser es sich aber (auch) wäscht,
42 -- vor (ihm) (gibt es) Entsühnungswasser.
43 -- Als er/sie das Kind vom Wasser nimmt,
44 -- schwenkt über ihm eine Brandgans11.
45 -- (Dann) überlässt er/sie sie (=die Gans) dem Sonnengott.
46 -- Er lässt die šana(-)kukkulla-Pflanze (und) den Lattich in Schaffett (fallen)
47 -- (und) siebt es durch12.
48 -- Das Kind, welches krank (ist)
49 -- oder dessen13 Eingeweide zerfressen (sind),
50 -- die Körperteile salbe ich ihm14.
51 -- Ich setze ihn aber auf einen Lochstuhl.
52 -- Er [ … ]-t ein mit Entsühnungswasser gefülltes NAMMANTU-Gefäß.
53 -- [ … ] …
54 -- [ … ] …
55 -- [ … ] …
56 -- [ … ]
57 -- [ … ] … [ … ]
(Lücke ca. 4 Zeile)
58 -- [ … ] … [ … ]
59 -- [ … ]-en
60 -- Die Beschwörerin [ … ]-t [ … ]
61 -- [ … ], den/die/das zu trinken fordert,
62 -- (und zwar) elf flache Schalen,
63 -- Er/Sie schwenkt [ … ] über ihn
64 -- (und) zerbricht sie (d.h. die Schale) vollständig.
65 -- [ … ] … [ … ]
(Ende des Ersten Rituals)
66 -- [Wor]t der Wattitti, Frau des Dorfes Kunaššarwa.
67 -- Wenn jemand die Eingeweide einem Mann [o]der einem Kind auffriss[t] ,
68 -- dann ist ihr Wort folgendermaßen.
69 -- [ … ] eines einzigen šeppit [ … ]
70 -- Sie mahlt (und) verknetet (es).
71 -- (Dann) macht (und) kocht sie zweimal sieben šalakar-Brote für das Kind.
72 -- (Derjenige), dem die Eingeweide zerfressen sind,
73 -- nimmt einen Spieß.
74 -- Er nimmt sie (= die šalakar-Brote) eins nach dem anderen mit dem Spieß wieder aus dem Herd
75 -- (und) isst sie.
76 -- Man kocht auch die Eingeweide eines Schafes mit der offenen Flamme.
77 -- (und) er isst jene.
78 -- Es vergehen zweimal sieben Tage15.
79 -- Und wann immer er die Eingeweide (des Schafes) isst,
80 -- spricht folgendermaßen:
81 -- „Die Eingeweide überwältigen die Eingeweide“.
82 -- Wenn (es) aber (um) einen armen Mann (geht),
83 -- sobald er Eingeweide findet,
84 -- zweimal, dreimal <...>
85 -- (dann) isst er sie (= die Eingeweide).
86 -- Wenn zweimal sieben Tage vergangen sind
87 -- 16
88 -- Ferner isst er/es (der arme Mann bzw. das Kind) die Eingeweide nicht.
89 -- Dies nimmt sie aber für die Beschworenen17:
90 -- sie nimmt schwarze Wolle, gelbe Wolle, rote Wolle (und) blaue Wolle
91 -- (und) trennt sie auf18.
92 -- Danach verflechtet sie sie nach einer bestimmten Ordnung19 miteinander.
93 -- Darin verhüllt sie den Schaft eines Pfeils und einen Spinnwirtel aus Buchsbaumholz20,
94 -- fügt sie21 zusammen,
95 -- legt es22 auf ein dickes Brot
96 -- (und) bringt es bei Nacht auf das Dach.
97 -- Sie legt es (zusammen) mit dem dicken Brot hinter das Wasserrohr unter die Sterne
98 -- (und) sagt folgendermaßen:
99 -- 'Von oben nach unten, aus dem Himmel, werden die tausenden Sterne es beschwören,
100 -- die (himmlischen) Götter sollen es beschwören;
101 -- unten aber, aus der dunklen Erde (heraus), soll die Sonnengöttin der Erde es beschwören'.
102 -- (Dann) ruht es unter den Sternen.
103 -- Am (nächsten) Morgen (wenn) die Sonne aufgeht,
104 -- nimmt sie es auf.
105 -- Das ḫaršaima- Brot, auf dem es sich befindet,
106 -- bricht sie für den Sonnengott
107 -- (und) sagt:
108 -- „In der Nacht haben die tausenden Sterne und die Götter es beschworen;
109 -- auch die Sonnengöttin der Erde hat es beschworen.
110 -- Jetzt sollst du, der Sonnengott, es beschwören“.
111 -- (Dann) bringt sie es vom Dach herunter,
112 -- wickelt es um den Oberkörper des Kindes23
113 -- (und) sagt:
114 -- „Wie sich der Spinnwirtel der Spindel dreht,
115 -- ebenso sollen sich dem Kind auch die schlimmen Eingeweide abwärts wegwenden“.
116 -- Wie aber der Schaft eines Pfeiles einen (anderen) Schaft nicht trifft,
117 -- ebenso sollen auch die schlimmen Eingeweide das Kind nicht treffen.“
118 -- (Und) er (= der Schaft) (wird) auf ihn gerichtet.24
119 -- Als es (= das Kind) aber (wieder) gesund wird,
120 -- nimmt sie ihm ihn (= den Schaft) weg.
121 -- Inzwischen … -t es (= das Kind).
122 -- (Es gibt) zwei Zungen.
123 -- Sie steckt ein Stück Fleisch hinein,
124 -- legt es2526 dem Kind unter
125 -- (und) sagt:
126 -- „Welche E[ingewei]de auch immer (aus)getrocknet/geschrumpft (sind),
127 -- sollen diese … -en
128 -- Zum Kind sollen sie nicht nahe (heran)treten
129 -- (und) sie sollen sich vollständig von ihm abwenden“.
130 -- Am Morgen, wenn die Sonne noch nicht aufgegangen ist,
131 -- wird Fleisch ausgerollt;
132 -- sie vergräbt es in einer Grube (und sagt:)
133 -- „Wie man die Erd(reste) in der Grube ausgräbt
134 -- (und) es27 [ … ] groß wird,
135 -- ebenso soll auch das Kind groß werden.
136 -- (Dann) wird es saugen28.
137 -- Was auch immer (ist), es (= das Kind?) soll zu ihr (= Wattitti?) [ … ]-en
138 -- Tag für Tag ebenso [ … ]“
(Ende des zweitens Rituals)
139 -- Wenn (böse) Zun[gen (d.h. Rede) auf jeman]den (zu)kommen29,
140 -- (dann) werde ich ihm seine Zunge mit Bierwürze bes[treichen].
141 -- Danach werde ich sie mit Butterschmalz beschmieren
142 -- [(und) … ]
143 -- Ich be[schwöre] ihn folgendermaßen:
144 -- [ … ] zu dem Menschen kamen30,
145 -- sich [ … ]
146 -- Er [iss]t nicht,
147 -- er trinkt nicht.
148 -- Fer[ner … ]
149 -- Wir machen [ … ]
150 -- Die Botschaft gi[ng zu der Göttin Kamru]šepa
151 -- [ … ]
152 -- Folgendermaßen (antwortet) Kamrušepa:
153 -- „[ … ]“
154 -- Die Bot[schaft ging] zu der Göttin Nintu:
155 -- „[ … ] …
156 -- Bringt die 'Alte Frau' zu ihnen31 hin,
157 -- damit sie ihm32 (= dem Menschen) seine Zunge reinigen kann.“
158 -- Die 'Alte Frau' gin[g ihm33] seine Zunge zu reinigen.
159 -- (Dies ist), (was) die Söhne des Sonnengottes (betrifft).34
160 -- Die 'Alte Frau' soll sich Bierwürze nehmen,
161 -- ihm35 (= dem Menschen) seine Zunge bestreichen
162 -- (und) ihm36 sein Glied mit Butterschmalz beschmieren.
163 -- Ferner soll sie ihm37 seine Zunge mit Honig abwischen.
164 -- (So) soll der Mensch (wieder) gesund werden.
165 -- (Dann) spuck[t] sie ihm zweimal in seinen Mund.
166 -- Beschwörung der Zunge.
(Ende der Kolumne)
167 -- Der große Fluss band seine Flut38
168 -- (und) darin band er den Fisch, in dem ḫantiyara-39 Wasser;
169 -- er band die hohen Berge;
170 -- er band die tiefen Täler;
171 -- er band die Wie[se] des Wettergottes40
172 -- (und) darauf (wörtl.: „darin“) band er die Binsen;
173 -- er band die Schwingen des Adlers41;
174 -- er band die bärtigen Aale in Ringform42.
175 -- Er band den Hirsch unter der Eiche,
176 -- er band den Panther am tašša-Ort43,
177 -- er band den Wolf44 in einem höher gelegenen (Ort)45,
178 -- er band den Löwe am?/an das? zaman-46,
179 -- er band die Wildziege am?/an das? ḫuratti-47,
180 -- er band die Milch der Wildziege,
181 er band den Thron der Schutzgottheit.
182 -- Du, Ištar, sagst dies der Göttin Maliya,
183 -- die Göttin Maliya sagte dies dem Gott Pirwa,
184 -- (und) der Gott Pirwa sagte dies der Göttin Kamrušepa48.
185 -- Kamrušepa schirrte ihre Pferde an
186 -- (und) trieb zum Großen Fluss hin.
187 -- (Dann) beschwört Kamrušepa den Großen Fluss
188 -- (und) darin beschwört sie (ebenso) den Fisch im hantiyara-49 Wasser .
189 -- (So) wurde der große Fluss hinsichtlich seiner Flut wieder gelöst,
190 -- darin wurde der Fisch in den ḫantiyara- (Wassern) (Dat.-Lok. Pl.) gelöst50.
191 -- Die hohen Berge wurden gelöst,
192 -- die tiefen Täler wurden gelöst,
193 -- die Wiese des Wettergottes wurde gelöst
194 -- (und) darauf (wörtl.: „darin“) wurde(n) die reine(n) Binse(n) gelöst,
195 -- die Schwingen [des Adle]rs wurden gelöst51,
196 -- die bärtigen Aale in [Ringfo]rm wurden gelöst.
197 -- Der Hirsch unter der Eiche wurde gelöst,
198 -- der Panther am tašša-Ort wurde gelöst52,
199 -- der Wolf53 in einem höher gelegenen (Ort) wurde gelöst,
200 -- der Löwe an den zamna-(?) wurde gelöst54,
201 -- die Wildziege am?/an das? ḫuratti- wurde gelöst55,
202 -- die Milch der Wildziege wurde gelöst,
203 -- der Thron der Schutzgottheit wurde gelöst.
204 -- Welches kleine Kind auch immer (es ist),
205 -- es wurde hinsichtlich der reinen Haare56 gebunden57,
206 -- darunter aber wurde es hinsichtlich des Schädels58 gebunden,
207 -- [es] wurde hinsichtlich der Nase gebunden,
208 -- es wurde hinsichtlich seiner Ohren gebunden,
209 -- es wurde hinsichtlich seines Mundes gebunden,
210 -- es wurde hinsichtlich seiner Zunge gebunden,
211 -- es wurde hinsichtlich der K[ehl]e ge[bu]nden,
212 -- es wurde hinsichtlich der Speiseröhre gebunden,
213 -- darunter aber wurde es hinsichtlich der Brust gebunden,
214 -- es wurde hinsichtlich der Lungen59 gebunden,
215 -- es wurde hinsichtlich der Leber gebunden,
216 -- es wurde hinsichtlich der Schamgegend gebunden,
217 -- es wurde hinsichtlich seiner Blase gebunden,
218 -- es wurde hinsichtlich seines Afters gebunden,
219 -- es wurde hinsichtlich seiner Knie gebunden,
220 -- darüber aber wurde es hinsichtlich seiner Hände gebunden.
221 -- Die Botschaft ging zu der Göttin Nintu:
222 -- „Wie sollen wir uns verhalten,
223 -- wenn wir handeln?“60
224 -- (Darauf antwortete) die Göttin Nintu:
225 -- „Bring die 'Alte Frau' hin!61
226 -- Sie soll ihm (= das Kind) oben den Schädel beschwören,
227 -- sie soll es hinsichtlich der reinen Haare beschwören,
228 -- sie soll es hinsichtlich seiner Ohren beschwören,
229 -- sie soll es hinsichtlich der Nase beschwören,
230 -- sie soll es hinsichtlich seines Mundes beschwören,
231 -- sie soll es hinsichtlich seiner Zunge beschwören.
232 -- es wurde hinsichtlich der Kehle beschworen,
233 -- es wurde hinsichtlich der Speiseröhre beschworen,
234 -- es wurde hinsichtlich der Brust beschworen,
235 -- es wurde hinsichtlich der Lungen62 beschworen,
236 -- es wurde hinsichtlich der Leber beschworen,
237 -- es wurde hinsichtlich des Herzens beschworen,
238 es wurde hinsichtlich der Schamgegend beschworen,
239 es wurde hinsichtlich seiner Blase beschworen,
240 -- es wurde hinsichtlich seines Afters beschworen,
241 -- es wurde hinsichtlich seines Knies beschworen,
242 -- darüber aber wurde es hinsichtlich seiner Hände beschworen“.
243 -- Oben soll sie es hinsichtlich des Schädels lösen,
244 -- sie soll es hinsichtlich der reinen Haare lösen,
245 -- sie soll es hinsichtlich seiner Ohren lösen,
246 -- sie soll es hinsichtlich der Nase lösen,
247 -- sie soll es hinsichtlich seines Mundes lösen,
248 -- sie soll es hinsichtlich seiner Zunge lösen,
249 -- sie soll es hinsichtlich der Speiseröhre lösen.“
250 -- „Sie soll es hinsichtlich der Brust lösen,
251 -- sie soll es hinsichtlich der Lunge(n) lösen,
252 -- sie soll es hinsichtlich der Schamgegend dsgl.,
253 -- sie soll es hinsichtlich des Oberschenkels dsgl.,
254 -- sie soll es hinsichtlich des Afters ds[gl.],
255 -- sie soll es hinsichtlich seines Knies lösen.
256 -- darüber aber wurde es hinsichtlich seiner Hände beschworen“.
257 -- Dieser (Zauber)spruch (ist) aber wichtig:63
258 -- [die 'Alte Frau'] muss ihn als heilsame Besch[wörung gegen die (magische) Bindung64 rezitieren.
259 -- [Ih]r [Name] (ist) unbekannt.
(Ende des dritten Rituals)
260 -- Wort der Š[ušumaniga, der 'Alten Fra]u'.
261 -- Wenn sie für ein Kind den Gott Ḫašammili monatlich be[opfert],
262 -- [stellt] sie einen rohrgeflochtenen [Tis]ch vo[r] das Fenster
263 -- (und) [darauf] le[gt] sie ein Soldatenbrot und ein kleines süßes Dickbrot.
264 -- [Auf das Dick]brot stellt sie (eine Statue des Gottes) Hašammili
265 -- (und) unten vorne nimmt sie ein KUKUBU-Gefäß aus dem puri-Gerät.
266 -- Eine Wächterin libiert dreimal vor der Gottheit mit einem KUKUBU-Gefäß Bier,
267 -- sie bricht aber das dicke Brot nicht.
(Ende der Kolumne) (Lücke ca. 30 Zeile)
268 -- [ … ] soll [ … ] erlö[schen]65
269 -- Die Haussklaven ru[fen (wiederholt) ]
270 -- [ … ] isst Fettbrot (und) Grütze
271 -- … [ … ]
272 -- Eine Tafel beendet.
273 -- Wort der Šušumaniga, der 'Alten Frau'.
274 -- Wenn sie für ein Kind den Gott Ḫašammili monatlich be[opfert].
275 -- Folgendermaßen (spricht) Ayatarša, die Dienerin der Nawila:
276 -- Wenn ein Kind krank (ist)
277 -- oder ihm seine Eingeweide zerfressen (sind),
278 -- beopfere ich den Sonnengott der Krankheit folgendermaßen.
279 -- [Wor]t der Wattitti, Frau des Dorfes Kunaššarwa.
280 -- Wenn jemand die Eingeweide einem Mann [o]der einem Kind zerfriss[t] ,
281 -- dann ist ihr Wort folgendermaßen.
282 -- Wenn (böse) Zun[gen (d.h. Rede) auf jeman]den (zu)kommen,
283 -- (dann) behandelt ihn die Alte Frau folgendermaßen.
284 -- Hand von Armaziti; in Anwesenheit von Anuwanza, dem Chef(schreiber), hat er (die Tafel) geschrieben.
1
Text: den Sonnengott.
2
Zur Übersetzung vgl. Hoffner – Melchert 2008, 244.
3
Im Text Plural.
4
Zu diesem Pflanzennamen vgl. Stivala G. 2004a, 38, 45-46.
5
Vgl. Zinko C. 2001b, 747-748. Oder „Aneto“ („Dill“) mit Stivala G. 2004a, 63.
6
Möglich auch „Salbei“. Vgl. dazu Zinko C. 2001b, 744-747, Süel A. - Soysal O. 2003a, 354, 363 und HW2 Ḫ, 468.
7
Eine Verbindung mit (GIŠ)ippiya- „Weinrebe oder ein Teil davon“ ist möglich. Vgl. auch Stivala G. 2004a, 60 mit Anm. 120.
8
Vgl. Stivala G. 2004a, 63 mit Anm. 135.
9
Für eine Auslegung dieses Pflanzennamens vgl. Stivala G. 2004a, 38, 50-51.
So mit Zinko C. 2001b, 744.
Zur Identifizierung von MUŠEN ḪUR-RI vgl. zuletzt Tognon R. 2005a, 27-28 mit Lit.
Für eine abweichende Übersetzung vgl. Tischler, HEG II/2, 810: „danach aber schüttet sie sanakukkulla, lakkarwan (und) Schaffett zusammen und zerkleinert das zusammen“ und CHD Š, 158a-158b: „Afterwards she combines š-plant, lakkarwan-Plant (and) tallow and mixes them together“.
Text: „ihm“.
Eigentlich wäre Akk. Sg. („ihn“), es handelt sich aber um eine Doppelte-Akkusativ-Konstruktion.
Text hat Singular.
Vgl. Anmerkung zu der Umschrift.
Vgl. HW2 Ḫ, 260b und 620b.
Wörtl. „rückwärts spinnen“. Vgl. Ofitsch M. 2001a, 488 mit Anm. 49: „und man entwirrt diese danach“.
Diese Übersetzung ist ein Versuch, das Partizip unklarer Bedeutung parā ḫandān wiederzugeben. Ofitsch M. 2001a, 488: „dann fügt man diese [wohl] hervor (?) geordnete (Wolle) ineinander“; CHD L-N, 132b: „and then lays them together (stretched) out straight“; HW2, 260b: „dann flicht(?) sie sie, (wenn) sie auseinander geordnet (sind), ineinander“; HED M, 30: „and lets them hang [as] preaviously arranged“.
Für anda war(a)p- „umhüllen“ vgl. HEG IV, 346.
Text Sg. „ihn“. Es ist deutlich, dass das enklitische Pronomen sich sowohl auf „Schaft“ als auch auf den Spinnwirtel beziehen soll.
Singular, weil ab hier handelt es sich um ein einziges Objekt.
Wörtl.: „dem Kind um seinen Körper (herum)“.
Anders Kronasser H. 1961a, 150 „und es (soll) ihm (ab)gewendet (sein)!“ (HED N, 33 und Torri G. 2003a, 76-77 folgen diese Übersetzung). Vgl. auch CHD L-N, 360b: „They wind (reading ne-an-zi!) it (the arrow shaft and panzakitti-) around him (the child)“. Beide Übersetzungen zeigen sich aber unsicher: die von Kronasser würde das Vorkommen von arḫa erfordern. Ferner nimmt er die Voraussetzung der direkten Rede auch in dem zweiten Teil von Vs. II 37 (kolon 118) an, ohne zu betrachten, dass die enklitische Partikel -wa nicht mehr vorkommt. Außer der Emendierung in neanzi sieht die Auslegung von CHD andererseits eine Bedeutung von nai- vor, die selten und unsicher ist.
Das 'Sandwich' aus Zungen und Fleisch.
Zur kaliulliyaš vgl. Hoffner H.A. 2007c, 134.
Es ist unklar, auf was das enklitische Pronomen -at sich bezieht.
Für die Bedeutung dieses Verbs vgl. HEG III, 343 und Kimball S.E. 1998a, 342. Diese Verbalform ist auch in KBo 14.98 Vs. I 17 (CTH 412.4.3) belegt. Hier ist das Subjekt des Verbs anscheinend ein Mädchen (DUMU.MUNUS).
Anders Kronasser H. 1961a, 155: „Wenn (böse) Zung[en über jemanden gekommen (sind)]“ (ähnlich auch Haas V. 2010a, 180) und Dardano 2003a, 103: „W[enn] üble Nachrede jemanden [trifft]“.
Es ist schwierig zu sagen, wer das Subjekt des Verbs uer ist. Für mögliche Kandidaten vgl. die Pluralformen in Vs. II 24 (i-ya-u-wa-ni), Vs. II 28 (=šmaš) und Vs. II 31 (ŠA DUTU DUMU.NITAMEŠ).
Es ist unklar, auf wen sich dieses Pronomen bezieht. Vgl. auch Anm. 29.
Wörtl.: „ihn“.
Wörtl.: „ihn“.
Es ist schwierig, die genaue Bedeutung dieses Satzes wiederzugeben, weil das Verb fehlt. Falls man annimmt, dass die direkte Rede von Nintu in kola 155-157 an die Söhne des Sonnengottes gerichtet ist, dann könnte der Satz in KBo 3.8 Vs. II 31 etwa wie „hier ist die Rolle der Söhne des Sonnengottes“ oder „hier ist die Aufgabe der Söhne des Sonnengottes“ bedeuten. Und diese Rolle/Aufgabe wäre diejenige, die von Nintu in der vorigen direkten Rede gehalten ist, und zwar die 'Alte Frau' zu dem erkrankten Mensch zu bringen, damit sie ihn behandelt. Zumal erhalten die folgenden Zeile (vgl. kola 160-165) die Aufgabe der 'Alte Frau' zur Behandlung des erkrankten Menschen. Vgl. die abweichende Übersetzung in Kronasser H. 1961a, 155: „Und des Sonnengottes Söhne und die 'Weise Frau' soll sich [Bierwür]ze nehmen“. Das Verb dau ist Singular und kann sich kaum gleichzeitig auf die Söhne des Sonnengottes und die 'Alte Frau' beziehen. Ferner fehlt im ersten Satz die reflexive Partikel -za. Haas V. 2010a, 181 interpretiert, dass die Söhne des Sonnengottes in Vs. II 31-35 die direkte Rede halten. Es fehlt aber die Partikel -wa.
Wörtl.: „ihn“.
Wörtl.: „ihn“.
Wörtl.: „ihn“.
So nach Kronasser H. 1961a, 158 und Oettinger 2004a, 348. Haas V. 2003a, 537 Anm. 2 schreibt „inhaltlich jedoch liegt eine medio-passivische Diathese vor“ und schlägt eine abweichende Übersetzung vor (so auch HW2, 701a; vgl. aber HW2, 192a, 200a mit Verb in aktiver Diathese): „der große Fluss wurde in Bezug auf seine Wellen gebunden“. Vgl. auch HED 3, 427: „The great river restricted his flow“.
Das seltene Wort hantiyara- (mir sind nur drei Belege bekannt) bezeichnet nach Kronasser H. 1961a, 158 (so auch HW2, 192a-b und Kloekhorst A. 2008a, 1015) ein Attribut des Wassers. Haas 2002d, 505-506 (so auch Oettinger 2004a, 348 mit Anm. 3 und Rieken 2004a, 539-540) bezieht ḫantiyara auf KU6 statt auf witi. Seiner Meinung nach würde das Wort den Panzer einer (Wasser)schildkröte bezeichnen (er vermutet auch eine Ableitung aus ḫant- „Stirn„). Deshalb würde die Übersetzung dieses Satzes lauten (vgl. dazu Oettinger 2004a, 348 mit Anm. 3 und Rieken 2004a, 540): „Und darin band er (der große Fluss) den ‚Fisch im Schädelknochen’ (d.h. die Wasserschildkröte) im Wasser“. Später unterbreitet Oettinger N. 2007b, 543-545 nach einem mündlichen Vorschlag von Craig Melchert eine neue Interpretation von ḫantiyara- als „vorgelagert“ und übersetzt: „er band den Fisch im vorgelagerten Wasser“. Letzlich hat Hoffner H.A. 2015a, 66ff. eine weitere Interpretation gegeben. Zuerst lehnt er den Vorschlag von Haas ab und behauptet die Verbindung von ḫantiyara mit ḫant- „Stirn“. In der drei Passus des Rituals, in dem . erscheint, ist das Wort entweder mit dem Fish (KBo 3.8 Rs. III 19-20, 20-21) oder mit dem Wasser (KBo 3.8 Rs. III 1-3) verwandt. In dem ersten Fall „it could denote a variety of fish with a distinctive frontal (hant-) area, a feature that in fact often distinguishes types of fish“, in dem zweiten Fall „we may think of water in areas of seas or lakes that is 'frontal' in the sense of closest to the shore: shallow water, or the waters of a bay or inlet“.
⑄Vgl. auch Starke F. 1990a, 567-568, der witi als Adjektiv „nass“ deutet: „Er hat den Fisch drinnen im nassen ḫantiyara- gebunden“ sowie die leicht abweichende Übersetzung in Carruba O. 1964a, 431: „dadurch hat er drinnen den Fisch in . . . Wasser gebunden“.
Vgl. Oettinger N. 2004a, 349 mit Anm. 8: „die wilden Flussauen“.
Übersetzung nach Oettinger N. 2004a, 349. CHD P, 197a, HEG II/2, 1149 und HW2 Ḫ, 697 deuten partiyanza (sowie das folgende šumanza) als Beziehungsakkusativ („in Bezug auf“) im Plural nach luwischer Flexion. Ferner übersetzen sie das Wort „talons“ bzw. „Klauen“. Anders Haas V. 2002e, 28: „der dahinfliegende Adler wurde gebunden“.
Vgl. Oettinger N. 2004a, 349 mit Anm. 6-7 und Oettinger N. 2007b, 544 mit Anm. 5.
Collins B.J. 1989a, 50 „in a [str]ong place“ mit Emendierung in ta-aš-ša-<u->i. Diese Emendierung ist auch in CHP P, 339b und in HEG III 253 (hier mit weiterer Literatur) angenommen: „an einem wichtigen Ort“. Das wäre eine Parallele zu dem folgenden pargawei. Vgl. auch Oettinger N. 2004a, 349 mit Anm. 9: „an einem unzugänglichen(?) Ort“.
Die Übersetzung „Wolf“ ist unsicher. Vgl. die Betrachtungen in HEG IV, 40-41.
Vgl. Oettinger N. 2004a, 349: „(er band) den Wolf auf die Höhe“.
Das Wort zamnisa- ist nur in diesem Ritual (vgl. hier und zamnaš in Rs. III 28) belegt. Zu vergleichen wäre evtl. UR.MAḪ lam-ni-ša-an in KUB 35.148 IV 11 (CTH 412). Für die Interpretation dieses Lemma bestehen zwei Möglichkeiten: ein attributives Adjektiv von UR.MAḪ „Löwe“ oder ein Dat.-Lok. + -šan (so auch nach CHD P, 339b). Es wäre besser, die erste Lösung auszuschließen, weil die vorigen Zeilen dieses Abschnittes eine genaue Struktur zeigen, nach der das Tier immer an einen Ort oder an ein Objekt (im Dat.-Lok.) gebunden ist. Dort kommt kein Adjektiv vor. Deshalb kann die zweite Möglichkeit mit zamni als Dat.-Lok. bevorzugt werden. Was -šan betrifft, könnte es evtl. mit der betreffenden Lokalpartikel identifiziert werden, auch wenn eine solche Position im Satz ungewöhnlich ist (vgl. dazu CHD Š, 301 mit Lit.). Die häufigen Ungenauigkeiten des Schreibers dieses Textes könnten dies evtl. besser erklären. Wenig wahrscheinlicher ist, dass -šan ein Possessivpronomen ist, dessen richtige grammatikalische Schreibung -šši sein sollte. Diese Interpretation könnte auch für das Wort ḫu-u-ra-at-ti-ša-an im folgenden Satz gelten, das aus dem Substantiv unbekannter Bedeutung im Dat.-Lok. ḫuratti + -šan gebildet ist. Ein (luwisches) Lemma zaman- (vgl. dazu Starke F. 1991a, 277ff.) ist in KUB 35.48 III 10' (CTH 760) und in KUB 35.58 Vs. II 7 (CTH 760) in einer Liste von negativen Begriffen belegt. Meriggi P. 1980a, 310 benutzte diese beiden Belege, um zaman- als Nomen zu betrachten, das „un concetto negativo“ ausdrückt. Vgl. auch die ausführliche Betrachtung dieses Lemmas in HEG IV, 644-647. Vgl. schließlich Oettinger N. 2004a, 349 mit Anm. 10, der das Lemma zamnišša/i- als Dat. Pl. interpretiert.
Zu diesem Lemma vgl. HW2 Ḫ, 751b.
Zu bemerken ist der Tempus- und Personswechsel zwischen kolon 182 und kola 183-184.
Vgl. Anmerkung zum kolon 168.
Zu dieser Übersetzung vgl. Oettinger N. 2007b, 544ff. Für eine andere Auslegung dieses Wortes und andere Übersetzungen vgl. Literatur in Anm. 38.
Vgl. Anm. 40.
Vgl. Anm. 42.
Die Übersetzung „Wolf“ ist unsicher. Vgl. die Betrachtungen in HEG IV, 40-41.
Vgl. Anm. 45.
Zu diesem Lemma vgl. HW2 Ḫ, 751b.
Für weitere (teilweise abweichende) Übersetzungen vgl. Kronasser H. 1961a, 159 (ähnlich Oettinger N. 2004a, 351): „Und [wel]cher Sohn jung (ist) (Oett.: „Und welches kleine Kind (hier) ist“), nun ihm wurden die (kultisch) reinen Haare gebunden“; HW2 Ḫ, 630: „Aber der Sohn, der jung (ist), er ist (in Bezug auf seine) (kultisch) reinen Haare [g]ebunden“. Vgl. auch Neu E. 1968a, 38 mit Anm. 2 und HEG III, 346.
⑄Der Plural tetanuš ist beinahe einstimmig als Bezugsakkusativ gemeint, während ḫuelpi- in adjektivischer oder attributiver Funktion interpretiert wird. Die als Nom. Sg. interpretierte Form šuppi- ist besser als Adj. Akk. Pl. von tetanuš zu betrachten, wie es in KUB 7.1 Rs. III 12 zu sehen ist, wo die korrekte Form šuppauš belegt ist. Die fehlerhafte Form šuppiš ist daher ein weiterer Fehler des/der Verfassers/-in dieses Rituals.
Was die Verbform betrifft, vgl. Oettinger N. 2004a, 351 Anm. 13: „Der Schreiber von KUB 7.1 hat passivisches ḫamiktat meist fehlerhaft durch aktives ḫamikta ersetzt“. Vgl. auch HEG IV, 154, in dem die Konstruktionen in kola 207ff. als „partitive apposition in passive voice“ definiert sind.
Übersetzung unsicher. Vgl. HW2 Ḫ, 730.
Text Sing.
Die Übersetzung in kola 222-223 folgt Oettinger 2004a, 351 und HED 6, 42. Für eine andere leicht abweichende Übersetzung vgl. CHD L-N, 106b-107a, 147a: „When (maḫḫan) we act, how (mān) shall we act?“.
Zu bemerken ist sicherlich das Vorkommen der 2. Prs. Sg., wo stattdessen eine 2. Prs. Pl. zu erwarten wäre.
Text Sing.
Vgl. CHD L-N, 365: „this matter, however is important“ und HED 7, 44: „but this formula [is] crucial“.
Wörtl.: „als gute Beschwörung des Gebundenseins“.
Vielleicht Nachsatz eines Vergleiches?

Editio ultima: Traductionis 20.03.2017